Aktuelle Hinweise
Der Botanische Garten ist täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet, ausgenommen am 24.12. und 31.12.21. Die Gewächshäuser schließen bereits um 17:30. Der Zugang ist nur über den Haupteingang an der Menzinger Straße möglich, der Südeingang vom Nymphenburger Park bleibt leider weiterhin geschlossen.
Die Covid-19 Restriktionen sind aufgehoben. In kritischen Bereichen, vor allem in den Gewächshäusern, empfehlen wir aber weiterhin das Tragen einer FFP2-Maske. Bitte informieren Sie sich sicherheitshalber auf der Homepage des Botanischen Gartens, weil sich die Regeln zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie aufgrund der Infektionslage kurzfristig ändern können.
Rundbrief 1 – 2022 15. März 2022
Liebe Freundinnen und Freunde des Botanischen Gartens,
über die letzten Jahre kamen diese Rundbriefe nur sehr unregelmäßig und spärlich. Um dies zu verbessern, werden wir uns in Zukunft zu zweit darum kümmern: Die neue Vorsitzende der Gesellschaft, Dr. Ehrentraud Bayer, und der Geschäftsführer, Prof. Dr. Hugo Scheer. Zunächst möchten wir Ihnen heute von der letzten Jahreshauptversammlung am 4. Dezember 2021 berichten. Die Teilnehmerzahl war durch pandemiebedingte Einschränkungen bei den Sitzplätzen im Großen Hörsaal begrenzt. Zusätzlich blieben noch Mitglieder aufgrund der Sorge fern, sich anzustecken, aber wir sind froh, dass unter diesen Umständen überhaupt eine ordentliche Versammlung möglich war.
Unser langjähriger Vorsitzender, Prof. Dr. Jürke Grau, konnte aus Gesundheitsgründen leider nicht teilnehmen. Seine Berichte und Vorträge waren immer Höhepunkte der Jahreshauptversammlungen. Stellvertretend referierte der Geschäftsführer, Prof. Hugo Scheer, über die Aktivitäten der Gesellschaft. Anschließend berichtete die Schatzmeisterin, Frau Sabine Kapsecker, über die finanzielle Lage und die Leistungen der Gesellschaft für den Botanischen Garten. Nachdem die vorangehende Versammlung in 2020 bedingt durch die Pandemie komplett ausfallen musste, umfassten diese Berichte die Jahre 2019 und 2020. Frau Stiedl danken wir für die Rechnungsprüfung. Sie ergab keine Unregelmäßigkeiten oder Differenzen, so dass auf Antrag zunächst der Vorstand und dann die Rechnungsprüferin ohne Gegenstimmen entlastet wurden.
Im letzten Jahr stand auch die turnusmäßige Wahl des Vorstands an. Prof. Jürke Grau stand leider nicht mehr für den Vorsitz zur Verfügung, ebenso trat die stellvertretende Vorsitzende, Frau Friedgard Irlbacher-Halter, zurück. Wir danken beiden für Ihren langjährigen Einsatz für die Gesellschaft. Sie wuchs in dieser Zeit kräftig und erhielt großzügige Spenden zur Förderung des Gartens. Für die frei gewordene Position der Vorsitzenden stellte sich Frau Dr. Ehrentraud Bayer zur Wahl. Als stellvertretende Vorsitzende kandidierte die bisherige Schatzmeisterin, Frau Sabine Kapsecker. Für die dadurch vakant gewordene Position konnten wir Frau Doris Stadlbauer als Schatzmeisterin gewinnen, für die Geschäftsführung stellte sich wie bisher Herr Prof. Dr. Hugo Scheer zur Wahl. Die vier Kandidaten stellten sich vor. Sie wurden anschließend ohne Gegenstimmen gewählt und haben die Wahl angenommen.
Im Anschluss wurde auch das Kuratorium neu gewählt. Hier schied Herr Dr. Friedrich Wachinger aus, wir danken ihm für seine Tätigkeit im Kuratorium, insbesondere für seine juristischen Ratschläge. Als neues Mitglied konnten wir den Gärtnermeister, Herrn Thomas Heller gewinnen, den viele von Ihnen wahrscheinlich noch aus seiner Zeit im Botanischen Garten kennen. Auch er stellte sich vor und wurde anschließend wie alle anderen bisherigen Kuratoriumsmitglieder ohne Gegenstimmen gewählt. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.
Die ebenfalls fällige Bestellung einer Rechnungsprüferin musste bei der Jahreshauptversammlung ausfallen, da die Kandidatin, Frau Michaela Stiedl, kurzfristig wegen Krankheit nicht mehr zur Verfügung stand. Wir danken auch ihr für die bisherige Arbeit. Zwischenzeitlich erfolgte über Briefwahl durch die Mitglieder die Bestellung von Frau Waltraud Frosch zur Rechnungsprüferin und von Frau Cornelia Tzschentke als Vertreterin, um Ausfälle bei der wichtigen Funktion der Kassenprüferin abfedern zu können. Auch hier sehen wir einer guten Zusammenarbeit entgegen.
Nach den Wahlen war ursprünglich ein Vortrag der neuen Direktorin des Gartens, Frau Prof. Dr. Gudrun Kadereit, geplant. Wegen einer Terminkollision konnte sie aber leider nicht teilnehmen und begrüßte Sie stattdessen mit dem Brief, der bereits der vorangehenden postalischen Aussendung beilag. Die persönliche Vorstellung wird sie auf der nächsten Versammlung nachholen.
Nach zwei schwierigen „Corona-Jahren“ kommen wir damit hoffentlich wieder in etwas ruhigere Gewässer und wünschen uns jetzt, dass die Planungen für dieses Jahr realisiert werden können. Bitte merken Sie sich schon jetzt den Termin der nächsten Jahreshauptversammlung vor: Freitag, 13. Mai 2022 um 17:00 im Großen Hörsaal des Botanischen Instituts. Zwei weitere Termine sind eine viertägige Flugreise nach Holland mit Schwerpunkt „Floriade“ (11. – 14. Juni 2022) und eine dreitägige Busreise nach Mainfranken (7. – 9. Oktober 2022). Das Sommerfest am Samstag, dem 2. Juli 2022 und weitere Termine sind in Planung und werden beizeiten bekannt gegeben.
Nun aber auch etwas zur Botanik. Ein Blick nach draußen zeigt uns bereits deutlich den kommenden Frühling an, zum wiederholten Mal ohne einen richtigen Winter davor. Ich glaube, wir haben in München nur dreimal Schnee schippen müssen, und nur einmal war es wirklich Arbeit. Stattdessen war es des öfteren möglich, an geschützten Stellen in der Sonne einen Kaffee zu genießen, im Fall von Herrn Scheer mit Blick auf einen gelb leuchtenden Hamamelis-Strauch. Auch die Prachtexemplare des Botanischen Gartens sind voll in Blüte; der ausladende Strauch im hinteren Teil des Frühlingsgarten ist inzwischen so gezähmt und gestützt, dass wieder ein bequemer Durchgang möglich ist.

Frühlingsweg mit blühenden Zaubernuss-Sträuchern; Blick von Süd nach Nord, 6. 3. 2022 (E. Bayer)
Der Name „Zaubernuss“ (engl. witch hazel, Hexenhasel) für diese Gattung hat uns immer gewundert und wir haben versucht, dafür eine Erklärung zu finden. In einschlägigen Büchern über giftige oder psychotrope Pflanzen (Roth et al. 2008, Rätsch 2002) werden weder die kleinen nussartig harten Früchte und die unauffälligen, kaum einen Zentimeter großen Samen noch andere Pflanzenteile als giftig oder psychotrop erwähnt. Wikipedia weist u.a. auf die schon von den indigenen Nordamerikanern genutzte entzündungshemmende Wirkung hin, aber auch dort ohne Hinweis auf besondere Zauberkräfte. Ein anderer möglicher Ursprung des Namens ist das zauberhafte Blühen zu Zeiten, in denen die Vegetation weitgehend ruht. Ein weiterer Hinweis führt zu der Verwendung der Zaubernuss-Zweige als Wünschelruten, wie in einem Beitrag des American Botanical Council (Zitate 16 und 33) hervorgeht. Dort wird Bezug genommen auf den Arzt und Botaniker William P.C. Barton (1786-1856), der schrieb, dass die Wünschelruten, mit denen Betrüger vorgaben, wertvolle Erze finden zu können, aus Zaubernussholz gefertigt wurden. 1917 veröffentlichte A.J. ELLIS eine Studie, der zufolge Zaubernusss-Zweige mit zu den beliebtesten Wünschelrutenhölzern zählten. Nicht nur in den USA glaubte man, Wünschelruten würden unterirdische Wasserstellen anzeigen.

Hamamelis vernalis: Blüten und vorjährige geöffnete Samenkapsel (H. Scheer, Frühlingsgarten)
Magisch ist schließlich auch, dass der Strauch seine Samen im weiten Umkreis verteilt, genauer verschießt. Wir verbinden mit Pflanzen ja in der Regel langsame Bewegungen, aber hier haben wir einen Vorgang, der im Millisekundenbereich abläuft. Der Mechanismus dazu wurde vor kurzem von einer Freiburger Arbeitsgruppe um Thomas Speck untersucht und in der Zeitschrift Interface publiziert. Hamamelis hat Kapselfrüchte mit zwei Samen. Die weichere äußere Schale (Exokarp) zieht sich beim Trocknen zusammen. Dadurch öffnet sich die Kapsel (siehe die geöffnete Kapsel vom Vorjahr auf dem Foto), sie setzt dabei die feste innere Schale (Endokarp) unter zunehmende Spannung. Der Gewebeverband ist so geformt, dass dadurch ein seitlicher Druck auf die Samen aufgebaut wird. Dieser wird so zunächst fest eingeklemmt, ähnlich wie eine Kugel (z.B Erbse) zwischen zwei Fingerspitzen. Wenn jetzt der Druckpunkt langsam nach hinten verlagert wird kommt ein Punkt, an dem der Samen plötzlich freigegeben und herausgeschossen wird. Auch das können Sie mit einer Erbse zwischen den Fingern leicht nachvollziehen. Bei der Hamamelis–Frucht wird der Samen noch zusätzlich durch ein Gewebe gehalten, das beim Entlassen des Samens mit einem Knack reißt und die Abschussgeschwindigkeit erhöht: In der erwähnten Arbeit wurde das 2.000fache der Erdbeschleunigung gemessen, mit der die Samen herauskatapultiert werden und bis zu 6 m weit fliegen. In Wikipedia werden sogar bis zu 10 m angegeben; vermutlich variiert die Reichweite von Art zu Art. Das ist aber noch nicht alles. Der Samen ist länglich und deshalb aerodynamisch besser als eine Kugel. Gleichzeitig neigt er damit aber auch zum Taumeln, was seinen Flug abbremsen würde. Dieses Taumeln wird durch einen Drall des Samens verhindert, die durch spiralige Grate in der inneren Schale ausgelöst werden, ähnlich wie bei einer Gewehrkugel durch Grate bzw. Rillen im Lauf. Ein anderes Beispiel ist der amerikanische Football. Durch seine längliche Form fliegt er besonders weit, aber der Flug muss durch einen Drall stabilisiert werden, den ihm der Spieler mitgibt. Insgesamt ist dieser faszinierende Mechanismus ein Beispiel, wie durch Aufbau einer Vor-Spannung auch in Pflanzen sehr schnelle Vorgänge ausgelöst werden können. Ein weiteres Beispiel für Schleuderfrüchte sind die Springkräuter, welche ihre Samen ebenfalls verschießen, wenn auch nicht ganz so weit. Nur nebenbei sei erwähnt, dass im molekularen Bereich Pflanzen mindestens so schnell wie Tiere sind: Die Lichtreaktionen der Photosynthese laufen im Femtosekunden- (10-15 s) bis Pikosekundenbereich (10-12 s) ab, davon ein andermal.

Viburnum farreri, Farrers Schneeball, Alpinum Nordseite, 6.3.2022 (E. Bayer),
Vielleicht beobachten Sie die Hamamelis einmal zur Fruchtreife und haben die Gelegenheit, den Abschuss der Samen zu sehen und zu hören. Zunächst erfreut sie uns aber noch durch ihre prachtvolle Blüte, ebenso wie andere Winterblüher, zu denen der Winter-Jasmin (Jasminum nudiflorum), der duftende Bodnanter Schneeball (Viburnum × bodnantense) zusammen mit Farrers Schneeball (Viburnum farreri), eine seiner Elternarten, zählen. Weitere Gehölze die im Spätwinter blühen, sind die Winterblüte (Chimonanthus praecox)und die Winter-Heckenkirsche(Lonicera x purpusii). Abgelöst werden sie durch die Boten des Vorfrühlings, zu denen die Kornelkirschen (Cornus mas und Cornus officinalis) zählen, die zurzeit als feiner gelber Schleier viele Straßenränder schmücken, und durch die Forsythien. Wenn diese ihre leuchtend gelben Blüten öffnen, ist der Einzug des Frühjahrs nicht mehr fern.
Drücken Sie die Daumen, dass Sie dieses Jahr wieder den Frühling in „unserem“ Garten genießen können, und dass uns das SARS-CoV-2 Virus und die unseligen kriegerischen Auseinandersetzungen, nur zwei Flugstunden von uns entfernt, keinen Strich durch die Planungen machen.
Ehrentraud Bayer Hugo Scheer
Über Uns
Die in der Gesellschaft vereinigten Garten- und Pflanzenfreunde haben im Laufe der Jahre unter anderem zahlreiche Um- und Neubauten, aber auch viele Veranstaltungen des Gartens oder Fortbildungs- und Sammelreisen des Gartenpersonals wesentlich unterstützt.
Die Mitglieder der Gesellschaft haben freien Eintritt in den Botanischen Garten München-Nymphenburg und können an allen Veranstaltungen des Gartens teilnehmen. Ihnen wird zusätzlich ein reichhaltiges Programm wie Vorträge, Führungen, Kurse, Gesellschaftsreisen und das Sommerfest geboten.
Im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten sind Spenden an die Gesellschaft steuerlich abzugsfähig; sie ist als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt ist.